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BUILDING INFORMATION MODELING

Building Information Modeling (BIM) bezeichnet eine kooperative Arbeitsmethodik, mit der auf Grundlage digitaler Modelle eines Bauwerks die für seinen Lebenszyklus relevanten Informationen und Daten konsistent erfasst, verwaltet und in einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht oder für die weitere Bearbeitung übergeben werden können.

Diese Definition von BIM stammt aus dem Stufenplan damaligen Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) von 2015 und hat sich inzwischen deutschlandweit etabliert. Aus diesem Grund findet sich diese Definition unverändert im 2021 veröffentlichten BIM Masterplan Bundesfernstraßen des heutigen Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) wieder. Die Definition fasst in einem Satz die wichtigsten Aspekte der BIM-Methodik zusammen.

BIM ist in erster Linie eine kooperative Arbeitsmethodik, in der die vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit an Projekten im Vordergrund steht. Die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten erfolgt mit Hilfe einer transparenten Kommunikation und dem Austausch von Informationen und Daten. Dieser Informationsfluss soll über den gesamten Lebenszyklus und damit von der Planung über die Bauausführung bis zum Betrieb sichergestellt werden.

Die enormen Potenziale und Mehrwerte von BIM sind theoretisch schon lange bekannt. Dazu zählen unter anderem die Steigerung der Kosten- und Terminsicherheit, Vermeidung von Doppelarbeit und Reduktion von Fehlern. Damit BIM seine volle Wirkung zeigen kann und sich diese Potenziale auch in der Praxis voll entfalten können, ist unbedingt die Berücksichtigung der oben genannten grundlegenden Aspekte notwendig.

Nur wenn die Beteiligten kollaborativ zusammenarbeiten, werden Fehler reduziert und damit die Kosten- und Terminsicherheit erhöht. Nur wenn die Anforderungen aus späteren Phasen an die Daten bereits bei der Planung berücksichtigt werden, kann Doppelarbeit vermieden werden, indem die Modelle und Informationen auch in der Bauausführung und für den Betrieb nutzbar werden.

Diese Gedanken werden im BIM-Leitfaden für Baden-Württemberg zwar zu Beginn aufgegriffen, spiegelt sich jedoch innerhalb des Leitfadens kaum wider. Wir sehen im BIM-Leitfaden für Baden-Württemberg derzeit fast keinerlei Ansätze, die für mehr Zusammenarbeit und Kollaboration innerhalb einer Phase und besonders über die Phasen hinweg sorgen können. Damit die angestrebte kollaborative Arbeitsweise in der Praxis gelingen kann, müssen alle Projektbeteiligten berücksichtigt werden. Insbesondere müssen die bauausführenden Unternehmen stärker und früher eingebunden werden.

Im Pilotprojekt Remchingen haben wir gezeigt, dass wenn innerhalb eines Projekts die Kollaboration und Zusammenarbeit sowie ein abgestimmter Datenaustausch im Vordergrund stehen, die Potenziale von BIM auch bei kleineren Baumaßnahmen schnell nutzbar werden. Auch wenn dieses Projekt vom Auftraggeber nicht von Anfang mit BIM geplant wurde und erst nach der Ausschreibung die modellbasierte Arbeit begann, sind in diesem Projekt bereits deutliche Mehrwerte entstanden.

Besser wäre es jedoch, wenn die Kompetenzen der ausführenden Unternehmen bereits in der Planung bzw. Ausführungsplanung miteinfließen. Werden die Phasen, wie in der Abbildung 1 dargestellt, weiterhin konventionell einfach nacheinander abgearbeitet, entsteht zwischen Planung und Bauausführung ein deutlicher Bruch im Fluss der digitalen Daten und Informationen. Es gilt schon während der Planung die ausführenden Unternehmen einzubinden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die bereitgestellten digitalen Grundlagen ohne großen Mehraufwand in nachfolgenden Phasen weiterverwendet werden können. Aufbau, Inhalt und Struktur müssen für die Umsetzung von BIM-Anwendungsfällen in der Ausführungsphase geeignet und vollständig sein. Zu diesen Anwendungsfällen zählen unter anderem die Kalkulation, Maschinensteuerung und Abrechnung. Hinzu kommt, dass die digitalen Grundlagen den ausführenden Bauunternehmen nicht nur gegebenenfalls während der Ausschreibung zur Verfügung gestellt werden, sondern auf jeden Fall.

Ein weiterer Punkt, der für eine frühzeitige Einbindung der ausführenden Bauunternehmen spricht, ist die Verschiebung des Planungsaufwands in frühere Leistungsphasen. Diese Überlegungen aus dem Jahr 2004 stammen von Patrick MacLeamy, einem US-amerikanischen Architekten und BIM-Experten, und sind in Abbildung 2 dargestellt.

Der Einfluss auf die Gestaltung und Kosten eines Bauwerks wird mit zunehmendem Projektfortschritt immer geringer. Weshalb die Kosten für Änderungen mit dem Fortschritt der Planung enorm ansteigen. Die Anwendung von BIM soll dafür sorgen, dass schon in früheren Phasen detaillierte Informationen zur Verfügung stehen und früher belastbarere Entscheidungen getroffen werden können. Man spricht hierbei von der Verschiebung des Planungsaufwands in frühere Phasen.

Die Herausforderung hierbei ist, dass diese Verschiebung des Planungsaufwandes nicht automatisch durch die Anwendung von BIM entsteht, sondern aktiv vorangetrieben werden muss. Es muss bewusst bereits in früheren Phasen mehr Zusammenarbeit und Kollaboration zwischen den Projektbeteiligten entstehen. Damit das gelingt, müssen diese Aspekte bereits zu Beginn in der Projektabwicklung verankert werden. Insbesondere sollte die bauausführenden Unternehmen spätestens in der Ausführungsplanung ihre Kompetenz miteinbringen können. Es gilt, je früher, desto besser.

Kurz gesagt, müssen Planen und Bauen mehr zusammenwachsen. Wir stehen bereit, unser Wissen miteinzubringen, um gemeinsam BIM-Projekte im Straßenbau umzusetzen.